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Jahresabschluss 2024 und Budget 2025
20. Februar 2025

Liebe Einwohnerinnen, liebe Einwohner
Der Finanzhaushalt stellt auch in der neuen Legislaturperiode eine grosse Herausforderung für den Gemeinderat Au dar. Die teils stark steigenden Kosten können durch die Zunahme der Einnahmen nicht gedeckt werden. Dies führt dazu, dass das Budget noch weiter ins Ungleichgewicht gerät. Das zu erwartende Defizit darf aus Sicht des Gemeinderats nicht vollumfänglich durch Bezüge aus den Reserven gedeckt werden. Zumal die freien Reserven in den letzten vier Jahren um gut 6,1 Millionen Franken zurück gingen. Heute betragen sie lediglich noch rund 5,6 Millionen Franken. Der Reservebezug war im 2024 rund 1 Million Franken, statt wie budgetiert 1,7 Millionen Franken. Mehreinnahmen, wie auch Mehrausgaben führten zu diesem Jahresabschluss. Durch einen weiteren Bezug würden die freien Reserven in einen ungesunden Bereich gelangen und wären innert Kürze aufgebraucht. Entsprechend muss der Reserveverzehr gestoppt werden. Der Gemeinderat sieht sich gezwungen, der Bürgerschaft eine Steuererhöhung um acht, von 89 auf 97 Steuerprozenten, bei einem Budgetdefizit von 1,6 Millionen Franken, vorzuschlagen. Dies geschieht im Bewusstsein, dass eine Steuererhöhung einerseits unpopulär ist und andererseits von Teilen der Bevölkerung grundsätzlich abgelehnt wird.

Kosten sparen, Unterhalt aufschieben
Um ein möglichst ausgeglichenes Budget zu präsentieren, hat der Gemeinderat sämtliche Ausgaben sorgfältig geprüft, diskutiert und priorisiert. So wurden beispielsweise die Sanierung der Fassade, der Fenster und Friese am Kirchweg 4 (65'000 Franken), die Erneuerung des Schliesssystems bei der Velostation (6'500 Franken), der Ersatz des Spitex-Autos (18'000 Franken) sowie die Neugestaltung des Spielplatzes Wees (10'000 Franken) auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Das Aufschieben dieser und weiterer Posten hält der Gemeinderat für verantwortbar. Die zurückgestellten Erneuerungen müssen jedoch in den kommenden Jahren nachgeholt werden. Zudem wurden Kürzungen bei den Budgets für den Druck des Geschäftsberichts (-3'500 Franken), die Umsetzung von Biodiversitätsmassnahmen (-8'000 Franken) sowie der Frühförderung (-10'000 Franken) vorgenommen.

Gemeinschaft stärken
Abgewogen und letztlich verworfen wurden beispielsweise die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit Pro Senectute (175'000 Franken), die Einstellung des gedruckten Versands des Mitteilungsblatts der Gemeinde (55'000 Franken) sowie die Streichung oder Kürzung der Beiträge an Vereine und Veranstaltungen (85'500 Franken). Damit folgt der Gemeinderat einem Wunsch der Bevölkerung. Diese sprach sich bei der Diskussion über das bereinigte Budget 2023 damals klar gegen die Einsparung aus und folgte damit der Empfehlung des Gemeinderats. Trotz der angespannten finanziellen Lage erachtet es der Gemeinderat als wichtig, diese Unterstützungsbeiträge zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts weiterhin zu leisten. Weiter wurden Einsparmöglichkeiten bei den Personalkosten geprüft. Eine Reduktion von Stellen kommt für den Gemeinderat nach eingehender Prüfung nicht in Frage, da die angebotenen Dienste wie Sucht- und Familienberatung, Sozialwesen, Grundbuchamt, Einwohnerdienste, Steuerverwaltung, Bauverwaltung und andere zu den Kernaufgaben der politischen Gemeinde zählen. Eine Kürzung der Stellenprozente würde bedeuten, dass Dienstleistungen von externen Anbietern eingekauft werden müssten, was zusätzliche Kosten verursachen würde.

Kostensteigerungen dämpfen
Mit den eingeleiteten und vom Gemeinderat vorgeschlagenen Massnahmen muss die Gemeinde Au den Gürtel noch einmal enger schnallen. Damit geht ein – aus Sicht des Gemeinderates – vertretbarer Leistungsabbau einher. Ohne diese Massnahmen hätten die teils stark gestiegenen Material- und Dienstleistungskosten nicht aufgefangen werden können. Nur mit den vorgesehenen Abstrichen können die Ausgaben für das Jahr 2025 auf dem Niveau des Vorjahres gehalten und sogar leicht reduziert werden. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Ausgaben für das Schulwesen nicht inbegriffen. Das Budget der Schulen liegt in der Verantwortung des Schulrats der Primarschule Au-Heerbrugg und des Schulrats der Oberstufe Mittelrheintal. Beide Körperschaften meldeten für 2025 einen um insgesamt 2,3 Millionen Franken höheren Finanzbedarf. Der Gemeinderat hat diesen Kostenanstieg zur Kenntnis genommen und entsprechend im Gemeindebudget berücksichtigt. Detaillierte Angaben zum Schulbudget sind der Jahresrechnung und dem Budget der betreffenden Schulgemeinden zu entnehmen.

Verantwortungsvoll handeln
Angesichts der finanziellen Entwicklung hat der Gemeinderat Au bereits vor zwei Jahren bei der Bürgerschaft eine deutliche Steuererhöhung beantragt. Dieser Vorschlag wurde damals abgelehnt. Der Gemeinderat kennt den Volkswillen und hat entsprechende Massnahmen eingeleitet. Die Sparmassnahmen reichen jedoch nicht aus, um die Aufgaben und Verpflichtungen zugunsten der Allgemeinheit bei gleichbleibendem Steuerfuss langfristig zu erfüllen. Aus Sicht des Gemeinderates wäre es unverantwortlich, bei der Wartung der bestehenden Infrastruktur noch weiter zu sparen. Dies könnte mittelfristig zu unvorhergesehenen Ausfällen führen, die mit Sofortmassnahmen und noch höheren Kosten verbunden wären. Die Herausforderung würde somit lediglich um wenige Jahre hinausgeschoben und ein Versagen der Infrastruktur müsste in Kauf genommen werden. Der Gemeinderat hofft, dass die Bevölkerung die Überlegungen sowie die Einsparbemühungen der Behörde nachvollziehen kann, die Notwendigkeit einer Steuererhöhung erkennt und diese unterstützt.
Christian Sepin, Gemeindepräsident

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